Tabak und Co

50% der Raucher sterben an einer durch das Rauchen verursachten Erkrankung, die Hälfte davon an koronarer Herzerkrankung – im Durchschnitt verliert ein Raucher 10 Lebensjahre, die er aufgrund des Rauchens früher verstirbt. Bluthochdruck ist bei Rauchern unter 50 Jahren fünfmal mehr verbreitet als bei Nicht-Rauchern. Aufhören zu rauchen ist wahrscheinlich die wirksamste Einzelmaßnahme die es gibt, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, inklusive Schlaganfälle, Herzinfarkte und Verschlüsse der Beinarterien, am effektivsten zu senken.  Selbst ein geringer oder mäßiger Tabakkonsum erhöht bereits das Risiko für Gefäßerkrankungen. Eine Raucherentwöhnung reduziert das Risiko eines erneuten Herzinfarktes um 43%, das kombinierte Risiko von Herzinfarkt und Tod um 26%.

Manche Gesundheitseffekte treten sofort ein, nachdem das Rauchen beendet wurde, andere brauchen etwas Zeit. Das Herz-Kreislauf-Risiko von Menschen die vollständig mit dem Rauchen aufgehört haben liegt im Mittel zwischen dem Risiko von Rauchern und dem von Menschen, die nie geraucht haben. 

Falls Du sowieso nicht rauchst, kannst Du dieses Kapitel gerne überspringen. Falls Du rauchst, egal was Du rauchst: Bitte beschäftige Dich mit diesem Thema und der Frage, ob Du Deiner Gesundheit und damit Dir selbst zuliebe aufhören kannst. Auch andere Tabakprodukte und pflanzliche Produkte zeigten in Studien einen starken unabhängigen Effekt und eine signifikante Erhöhung des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen und entsprechende Ereignisse (auch „light“ or „mild“, Pfeife, Zigarren, Sisha, auch bei Patienten, die angeben, den Rauch nicht zu inhalieren). Es gibt eine Dosis-Wirkung-Beziehung, welche ab der ersten Zigarette anfängt.

Selbst regelmäßiges passives Rauchen, z.B. durch einen rauchenden Lebenspartner, erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits um 30%,. Du tust also nicht nur Dir selbst, sondern auch Deinen Liebsten etwas Gutes, wenn Du das Rauchen vollständig aufgibst. 

Mit dem Rauchen aufhören

Wichtig ist erst einmal Deine eigene Motivation. Fasse Deinen Entschluss und halte ihn schriftlich fest. Schiebe ihn nicht auf und weiche nicht davon ab. Es kann nur funktionieren, wenn Du wirklich dahinterstehst und verstanden hast, was auf dem Spiel steht. Vermittle auch Deiner Familie und Deinen Freunden, dass Du ihre Unterstützung brauchst – mit ihrer Hilfe wird es Dir leichter fallen. 

Wenn Dein Entschluss steht, entscheide Dich für ein Datum, an dem Du mit dem Rauchen aufhören möchtest. Wenn Du denkst, dass Du professionelle Hilfe und/oder eine medikamentöse Unterstützung brauchst, kümmere Dich bereits vorher darum, dass Du diese bekommst (s.u.). Zu dem von Dir festgelegten Datum schmeißt Du am besten alle in Deinem Besitz vorhandenen Zigaretten weg und vermeidest vorerst andere, die noch rauchen, bei ihren Raucherpäuschen zu begleiten.  Wenn Du doch dabei sein solltest und von Menschen, die noch nicht in Dein Vorhaben eingeweiht sind, gefragt werden solltest warum Du nicht mehr rauchst, lege Dir eine Antwort zurecht, mit der Du Dich wohl fühlst. Diese kann sein „ich habe mich in letzter Zeit mehr mit den Folgen auseinander gesetzt und für mich beschlossen, dass ich das für mich nicht mehr möchte“ oder „ich möchte einfach nicht vorzeitig an einem Herzinfarkt sterben“ oder „ich merke einfach, dass mir das Rauchen nicht gut tut“ – es gibt mögliche, kurze Antworten, ohne dass Du Dich stundenlang rechtfertigen musst. Führe Dir gleichzeitig auch selbst Deine Gründe klar vor Augen. 

Mache Dir klar, dass Rauchen häufig eine Art Kompensation für Stress oder Emotionen ist. Wenn Dir das bewusst ist, kannst Du verhindern, dass Du diesen wegfallenden Kompensationsmechanismus mit einem anderen schlechten Kompensationsmechanismus ersetzt – viele Menschen, die sich dies nicht bewusst machen ersetzten das Rauchen durch vermehrtes oder ungesundes Essen, Alkohol oder ähnliches. Wenn Du bis zu 5 kg zunimmst, sei trotzdem nicht frustriert – damit liegst Du im Durchschnitt und trotzdem überwiegen die gesundheitlichen Vorteile des Nicht-Rauchens bei Weitem die Nachteile der Gewichtszunahme. Und: auch das kannst Du wieder loswerden, gib Dir dafür nur ein bisschen Zeit. 

Wenn Du das Gefühl hast, dass Du es alleine nicht schaffen kannst, gibt es viele Möglichkeiten der unterstützenden Therapie. Akupunktur, Akupressur, Lasertherapie, Hypnose/Hypnotherapie und Elektrostimulation können helfen – ihre Wirksamkeit ist aber wissenschaftlich noch nicht genug erforscht um dies mit klaren Daten zu hinterlegen. Nach wissenschaftlichen Daten ist in schwierigen Fällen eine medikamentös-begleitete Entwöhnung bei einem spezialisierten Arzt mit Follow Up Support am effektivsten. 

Pharmakologische Unterstützung bei der Raucherentwöhnung

Als medikamentöse Unterstützungen können Formen der Nikotinersatztherapie (Kaugummi, Nikotinpflaster, Nasenspray, Inhalation oder sublinguale Tabletten) eingesetzt werden. Der Einsatz von Nikotinersatzmitteln konnte die Rate der erfolgreichen Raucherentwöhnung in einer Studie um 50-70% steigern. Der parallele Einsatz von zwei verschiedenen Nikotinersatzmitteln steigert die Wirksamkeit deutlich. Das Medikament Varenidine (parieller Nikotinrezeptorantagonist) ist bei schwerer Raucherabhängigkeit so wirksam wie zwei parallele Nikotinersatzmittel, die häufigste Nebenwirkung diese Medikaments ist Übelkeit, die jedoch meist mild ausfällt und mit der Zeit verschwindet – ein niedrig dosierter Einsatz reduziert die Anzahl und Intensität der Nebenwirkungen. Bupropion (ein Antidepressivum) hat eine ähnliche Wirksamkeit wie die einzelne Nikotinersatztherapie. Bei ca. einem von 1000 Nutzern kommt es zu Krampfanfällen, welche jedoch nicht gefährlich für Herz oder Hirn sind.  In jedem Fall solltest Du Dich vor und während der Einnahme solcher Präparate von einem Spezialisten begleiten lassen.